The Splinter In The Blind Man’s Eye
Phase 2
A could-be-canon Ninjago novel
Phase 2
Chapter 11
Deutsche Übersetzung
Der Wind bläst ihm ins Gesicht, während er den Berg hinaufschaut. War er hier schon einmal? Er weiß es nicht. Eine flüchtige Erinnerung zieht vorüber, aber sie entgleitet ihm und er kann sie nicht festhalten. Seine Gedanken sind wie ein Spiegel, der in tausend Scherben zerbrochen ist, von denen eine jede ein blendendes Licht spiegelt; Bruchstücke der Vergangenheit, Ereignisse, die sich niemals zugetragen haben, und Dinge, die sein sollten, aber nie waren.
Die Scherben schneiden in seinen Geist, und der Schmerz hört nie auf, außer in den kurzen Momenten der Erleichterung, wenn er mit seinen Schriften fertig ist. Er selbst weiß es nicht, aber er wandert seit tausenden von Jahren durch dieses Land. Er ist ein Verstoßener, der versucht, ein unmöglich großes Puzzle in seinem Kopf zusammenzusetzen, aber immer wieder gehen die Teile verloren oder verändern Größe und Gestalt. Tausende von Jahren hat er nach Antworten gesucht und sie niemals gefunden. Eine weitere, entfernte Erinnerung blitzt auf. Es konnte nicht lange her sein, an einem schneebedeckten Ort wie diesem. Zwei junge Männer, einer in schwarz und einer in blau, sahen ihn mit Erkennen und Hoffnung an. Er erinnert sich daran, dass er selbst Hoffnung gespürt hat. Würde es endlich eine Antwort geben? Doch dann hörten sie auf zu lächeln und sahen stattdessen enttäuscht aus. Er war nicht derjenige, nachdem sie suchten. Sie erfuhren niemals seinen Namen und er niemals ihre.
Das kleine Gasthaus vor ihm sah einladend aus und er entschied sich, einzutreten. Er strich sich den Schnee aus seinem langen Bart, ging über den dreckigen Fußboden und fand einen stillen Platz in einer dunkle Ecke. Eine alte Frau kam zu ihm herüber und begrüßte ihn mit einem warmen Lächeln.
„Willkommen, müder Reisender! Ich bin Gertrude, die Eigentümerin dieses netten Etablissements. Ich muss mich für den Fußboden entschuldigen, meine Putzkraft hat vor Kurzem den Dienst quittiert, und jetzt leide ich unter Personalmangel. Was kann ich Ihnen an diesem schönen Abend anbieten?“
Keine Antwort. Gertrude zögerte, machte dann aber einen Vorschlag.
„Wie wäre es mit einer Tasse Tee?“
Wieder keine Antwort. Gertrude fragte noch einmal.
„Wie wäre es mit einer Tasse Tee?“
Eine Pause, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, kam und ging. Dann sprach der alte Mann. Seine Stimme war brüchig, als hätte sie lange Zeit geschwiegen.
„… Quanish!“
„Entschuldigung, meine alten, müden Ohren. Was haben Sie gesagt?“
„Quanish!“, wiederholte der alte Mann. An dieses Wort hatte er sich, solange er denken konnte, geklammert, und immer wieder hatte er es zu sich selbst gesagt. Das Wort spendete ihm Trost und er hatte es als seinen Namen angenommen. Vielleicht war es das auch. Sicher konnte er es nicht wissen. Er sprach selten mit anderen Leuten. Sie schienen nie zu verstehen, was er ihnen zu sagen versuchte. Stattdessen schrieb er. Gertrude sprach erneut.
„Nun gut … Quanish. Mögen Sie Tee?“
Der alte Mann sah auf und Gertrude musste ihren Schrecken verbergen, als sie tief in seine eingesunkenen Augen blickte. Es war, wie in einen bodenlosen Abgrund zu starren mit nichts darin als verzweifelten Fragen.
„Ich … ich kann mich nicht erinnern. Vielleicht mag ich Tee … ich bin mir nicht sicher …“
Gertrude räusperte sich und versuchte, die Stimmung aufzulockern.
„Nun, wer mag ihn nicht? Lassen Sie mich Ihnen schon einmal eine schöne warme Tasse Blassmond-Tee bringen. Geht aufs Haus. Und dann werde ich Ihnen vom Berg erzählen.“
Gertrude drehte sich um und eilte über den dreckigen Fußboden zur Küche.
Der alte Mann sah sich im Raum um, doch es gab nichts darin, was seiner Erinnerung weitergeholfen hätte. Er war in schummriges Licht getaucht und kaum gefüllt. Wieder schoss Schmerz in seinen Kopf, als Bilder vor seinem inneren Auge aufblitzten. Er seufzte. Dafür gab es nur ein Heilmittel. Er zog einen Federkiel und ein Stück Pergament hervor. Es war bereits hübsch gefaltet und mit Bildern und Buchstaben verziert, die er nicht erkannte. Dann fing er an zu schreiben. Die Zeichen, die auf dem Blatt Gestalt annahmen, waren fremdartig und ihm unbekannt, doch seine Hand bewegte sich stets so, als hätte sie einen eigenen Willen oder eine direkte Verbindung zu seinem Kopf. Er sah eine Weile zu, wie noch mehr mysteriöse Zeichen ihren Weg auf das gelbliche Pergament fanden. Endlich hielt seine Hand inne. Er wusste nicht warum, aber er wusste, dass das, woran er gearbeitet hatte, nun fertig war. Er stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, als der Schmerz aus seinem Kopf verschwand. Dann rollte er das Pergament auf, verschloss es mit einem kunstvoll gearbeiteten Band und befestigte eine kleine Notiz daran mit Buchstaben, die er nicht erkennen konnte. Diese Handlung hatte er über die Jahre tausende Male durchgeführt.
Er sah wieder in den Raum, aber die Dunkelheit war einem hellen Licht gewichen, und zum ersten Mal seit dem Tag im Kloster spürte er Hoffnung.
Seine Augen gewöhnten sich ans Licht und er erkannte, dass er auf einer Wiese lag. Landmassen schwebten über ihm im strahlend blauen Himmel, aber es war der süße Duft der Blumen, der von einer leichten Brise zu ihm geweht wurde, der seine Aufmerksamkeit erregte. Er brachte das Versprechen besserer Zeiten.
„Willkommen, Quanish.“ Die Stimme war sanft und voller Weisheit.
Quanish drehte sich um und sah die große Silhouette eines Drachen vor dem hellen, warmen Licht. Eine Gestalt stand neben ihm.
Goldene Blütenblätter schienen im Wind um sie herumzutanzen.
„Ja, ich bin Quanish. Oder? Wir sind uns schon begegnet … nicht wahr?“
„Das sind wir … zweimal … doch vor langer Zeit. Einmal in Ninjago und einmal an diesem Ort.“ Diese Worte riefen eine Erinnerung in Quanishs Kopf wach.
„Ich glaube, ich erinnere mich an diese Zeit in Ninjago … Da waren … Kinder?“ Die Gestalt in den Schatten nickte sanft.
„Meine Söhne. Sie sind jetzt alte Männer und außerhalb meiner Reichweite.“
„… Ist es endlich Zeit, weiterzuziehen?“ Tränen bahnten sich ihren Weg in Quanishs Augen.
„Ja. Wenn du es so willst. Das ist eine Entscheidung, die du treffen musst. Als du das letzte Mal hier warst und ich dir ein Angebot gemacht habe, hast du es nicht angenommen. Du hast gesagt, dass du noch etwas zu tun hättest. Etwas, das du zu Ende bringen musstest. Seitdem hast du eine lange Zeit in Ninjago verbracht und außerordentliche Arbeit geleistet.“
Quanish atmete aus.
„Ich habe das Gefühl, dass meine Arbeit vollendet ist, aber ich habe nicht das Gefühl, dass sie außerordentlich war. Es scheint, dass die Leute es nie richtig verstanden haben. Sie nannten mich einen Narren. Und ich habe so viele Fragen. Wenn ich weiterziehe, werde ich Antworten bekommen?“
Die Silhouette streckte ihre Hand einladend aus.
„Du wirst alle Antworten bekommen, die du willst.“
Zum ersten Mal seit tausenden von Jahren lächelte Quanish.
„Dann würde ich Euer Angebot dieses Mal gerne annehmen.“
Quanish streckte seine eigene Hand aus, und das warme Licht dieses fremdartigen Ortes wurde unheimlich hell und verschlang ihn.
Als Gertrude mit dem Tee zurückkam, wusste sie sofort, dass ihre Geste der Gastfreundschaft vergeblich war. Der alte Mann saß leblos vornübergebeugt auf dem Stuhl und es gab keine Zeichen, dass er noch atmete. Vorsichtig stellte sie den Tee ab, um Gewissheit zu bekommen. Zu ihrer Überraschung sah sie, dass die Augen des Mannes voller Frieden waren. Die Verzweiflung war völlig verschwunden, und ein leichtes Lächeln zierte sein bärtiges Gesicht. Dies war ein Mann, der Frieden gefunden hatte und bereit gewesen war, weiterzuziehen.
„Gute Reise, alter Narr. Wenn wir doch alle so viel Glück hätten“, sagte Gertrude sanft. Dann fiel ihr Blick auf etwas in seiner Hand. Ein aufgerolltes Pergament. Die Hand hielt ihr ein aufgerolltes Stück Pergament entgegen wie ein Abschiedsgeschenk oder eine letzte Bitte. Vorsichtig nahm Gertrude es ihm aus der Hand.
Auf der Aufschrift stand:
Für die Bibliothek von Domu
Von Quanish dem Älteren
Übersetzt von @Annaeru1 und @Taudir1
Admins des deutschen Ninjago Fan Wikis
Chapter 12
Deutsche Übersetzung
Er ist da. Lloyd Garmadon. Der prophezeite Grüne Ninja, er, dessen Schicksal den Fall des Lords der Finsternis und seine Niederlage im Nebel eines historischen Kampfes vorhersagte, heraufbeschworen aus der Asche von tausend Jahren.
Der Enkel des Ersten Spinjitzu-Meisters selbst. Eine gequälte Seele, die wieder und wieder leiden musste, die nach all dieser Zeit, all diesen Jahren des Verlusts, des Schmerzes und der Ungewissheit … ihren Weg zu unserem Dorf, unserem abgelegenen Heiligtum gefunden hat, beladen mit einer stets wachsenden Sehnsucht, die Anwesenheit meines Meisters zu ehren. Genau, wie er es vorhergesehen hat.
„Der Wunschmeister wird sehr erfreut sein, deine Bekanntschaft zu machen, junger Garmadon“, antwortete Yana und beantwortete so die Frage des neugierigen Reisenden auf eine Weise, die ihm einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Nicht verursacht durch ihren geheimnisvollen und beunruhigenden Tonfall, sondern eher durch ihr Wissen und ihre absolute Sicherheit, was Lloyds Identität anging, ohne dass sie einander wirklich begrüßt hatten. Während Lloyd versuchte, eine zusammenhängende Antwort für seine engelsgleiche Gastgeberin zustande zu bringen, hielt ihre Schönheit ihn weiter gefangen. Was jedoch die Aufmerksamkeit seiner smaragdgrünen Augen mehr als alles andere erregte, war ein unbestimmtes Gefühl der Vertrautheit. Eines, das ihn durch bestimmte Merkmale und Eigenschaften Yanas an eine besorgte Prinzessin erinnerte, eine, der sein Herz immer noch gehörte, obwohl er es nicht wollte. Während seine verfluchte Vergangenheit ihn daran hinderte, auch nur ein einziges Wort zu sagen, entschied Clancee, dass die Zeit dafür gekommen war, dass er seinen eigenen Versuch wagte, sich vorzustellen.
„H-h-hallo!“, rief er, und während er Lloyd so aus seinem traumgleichen Zustand riss, richtete sich Yanas makelloser Blick nur auf ihn.
„Mein N-Name ist Clancee, und das ist mein treues, altes H-H-Holzbein Holzi! Es ist mir eine E-Ehre, Euch kennenzulernen, m-m-meine Dame“, fuhr er fort. Lloyd war verwirrt, aber wieder bei der Sache. Obwohl er Clancee erst seit dem Beginn ihrer gemeinsamen Reise kannte, hatte er Clancees Persönlichkeit und seinen Charakter verstanden, weshalb er verwundert darüber war, wie Clancee sich vorgestellt hatte.
Es war ein Schachzug gewesen, der nicht zu seinem Charakter gepasst hatte: Die nervöse Schlange begann selten mit der Unterhaltung, sondern folgte lieber einer, die schon begonnen hatte, aus Angst, dass man auf ihn herabschauen würde. Da er nun anscheinend seine scheue und ängstliche Hülle durchbrochen hatte, musste irgendetwas Zugang zu Clancee gefunden haben, als wäre ein Feuer unter seinem Antrieb und seinem Verlangen nach seinem Aufstieg entzündet worden. Auch wenn es unerwartet war, dachte Lloyd sicher nicht schlecht über diesen Antrieb seine Gefährten, sondern eher noch war seine Hoffnung gewachsen, dass ihre Mission bald ihr Ende finden würde.
„Clancee“, antwortete Yana sogleich ruhig und beinahe flüsternd, „ehemaliger Erster Offizier des ruhmreichen Luftschiffs des Unglücks. Ein stolzer und edler Pirat, ausgezeichnet durch die unverbrüchliche Treue zu seiner Mannschaft und seinem mächtigen Kapitän. Der seltene Fall einer Kreuzung zwischen den Schlangenstämmen. Erstaunlich.“
Beide erstaunt von Yanas Beobachtungen tauschten Lloyd und Clancee einen kurzen, überraschten Blick aus, bevor dieser erneut sprach.
„Ja, d-d-das bin ich. Das sch-stolzeste Junge einer Giftnatter und einer Hypnokobra, dem Ihr jemals begegnen werdet.“
Ein kurzer Moment der Stille trat ein, als Yana die Schlange betrachtete. „Und doch“, fuhr sie fort, „hast du keine ihrer erstaunlichen Fähigkeiten geerbt … wirklich ein Jammer. Dennoch bist du nun in der Gnade des Herrschaftsbereichs des Wunschmeisters. Ein göttlicher, magischer, glückseliger Ort, wo deine tiefsten Sehnsüchte zur Realität werden können. Was suchst du auf der Spitze unseres geliebten Berges, Clancee? Welches Verlangen brennt am hellsten in deinem Herzen?“ Unsicher und überwältigt hatte Clancee nicht die geringste Ahnung, wie er auf die lebensverändernden Fragen seiner Gastgeberin antworten solle, und gab stattdessen Lloyd ein Zeichen in der Hoffnung, dass er die Kontrolle über die Situation übernehmen würde.
„Wir sind weit gereist“, antwortete der junge Ninja leise. „Nach den tausenden Metern Aufstieg auf diesen Berg und der erbarmungslosen Kälte draußen glaube ich, dass mein Gefährte und ich ein paar Stunden benötigen, um unsere Gedanken zu sammeln und auszuruhen. Wir würden gerne im bestmöglichen Zustand sein, wenn wir den Wunschmeister treffen, besonders, nachdem wir den ganzen Weg hierher gekommen sind. Gibt es irgendwo in eurem Dorf einen Ort, wo wir uns ausruhen können, wenn auch nur kurz?“ Clancee schüttelte einfach seinen Kopf zu Lloyds Worten, während die beiden neugierig auf Yanas Antwort warteten. Doch ihre Worte erfüllten sie nicht vollständig mit Trost.
„Natürlich“, antwortete sie. „Wir haben eine Unterkunft für dich vorbereitet, junger Garmadon.“ Lloyd hatte einen Kloß im Hals und das Herz rutschte ihm in die Hose. „Ihr … Ihr wusstet, dass wir kommen würden?“, antwortete er vorsichtig und versuchte, dafür zu sorgen, dass sein beunruhigter Tonfall Clancee keine Sorgen bereitete. „Der Wunschmeister erwartet dich schon seit einiger Zeit“, fuhr sie fort. „Aber ich muss mich im Voraus für die Bescheidenheit der Unterkunft entschuldigen. Euer Mitreisender ist ein Faktor, der von meinem Meister übersehen wurde.“
Während ihrer Antwort hatte Yana den beiden den Rücken zugewandt und ging nun voraus in Richtung dieser Unterkunft, woraufhin Lloyd und Clancee ihr folgten. Die beiden waren wenig begeistert es zu tun, und überlegten, ob sie nicht die Fähigkeiten des Wunschmeisters und seines Dorfes weit unterschätzt hatten.
„Seid unbesorgt, Grüner Retter Lloyd und Pirat Clancee“, antwortete sie auf ihr Schweigen. „Der Wunschmeister will nur das Beste für euch. Ihr werdet sicher sein in den Händen dessen, der weiß, was noch kommen wird.“ Lloyd und Clancee warfen einander einen besorgten, beinahe schon ängstlichen Blick zu, während Yana weiter voranging, da die beiden wussten, dass sie zu weit gekommen waren, um jetzt, kurz bevor sie den Wunschmeister treffen würden, umzudrehen. Lloyd ging näher zu Clancee und legte seine Hand auf die Schulter der Schlange. „Bleib in meiner Nähe und lass dich nicht in Versuchung führen“, flüsterte er der Schlange zu. „Wir wissen nicht, was es in diesem Dorf gibt, also bleib wachsam. Ich werde hinter dir sein, so wie du hinter mir sein wirst. Wir sind so nah, Clancee, wir müssen nur ein bisschen weitergehen.“ Von Lloyds Worten getröstet und von neuer Sicherheit erfüllt nickte Clancee und antwortete mit einem leisen und dennoch enthusiastischen „J-JA“, während sie hinter Yana hergingen.
Nach ihrem kurzen, aber stillen Weg, während dem sie nur den Klang großer und kleiner Glocken gehört hatten, hieß Yana die beiden in ihrer neuen Unterkunft willkommen, welche trotz ihrer vorherigen Warnung sicherlich mehr als zwei Gäste beherbergen konnte. „Ruht euch diese Nacht aus“, sagte Yana, „und ich werde den Wunschmeister über eure Ankunft in Kenntnis setzen. Macht euch gerne bei Sonnenaufgang mit den Bewohnern des Dorfes bekannt, sie werden sicher sehr aufgeregt sein, zwei neue Bewohner unserer verlockenden Heimstatt zu begrüßen. Willkommen in unserem Geweihten Heiligtum, Grüner Retter Lloyd und Pirat Clancee.“ Als sie fortging, warf Yana Lloyd einen freundlichen und doch bedeutungsschweren Blick zu. Einen, der jedes Gefühl der Sicherheit und Zufriedenheit fortriss. Während ihr sanfter Tonfall für ein Gefühl des Friedens und der Zugehörigkeit sorgte, ließen ihre Augen in Lloyds Kopf tausend Alarmglocken schrillen. Der junge Ninja hatte genug durchgemacht, um zu wissen, dass nicht alles war, wie es schien, und dass Yana nicht mehr als eine kleine Figur in einem größeren Spiel war. Ein Spiel, in das Clancee und er hineingeraten waren, und das, wenn sie ihre Karten nicht richtig spielten, nur allzu schnell vorbei sein konnte.
Endlich … ist er hier. So viel Zeit, so viele Planungen, so viel … Hass. Diese erbärmlichen Entschuldigungen für Helden … diese lächerlichen kleinen Ninja! Ich wäre nicht auf diesem bemitleidenswerten Berg gefangen, wenn sie sich nicht in meine Angelegenheiten eingemischt hätten. Sie haben mich gebrochen … entehrt zurückgelassen, so weit entfernt von dem ruhmreichen Herrscher, der ich sein sollte.
Eigentlich hatte ich gehofft, dass sie alle den Weg zu meinem Heiligtum finden würden. Aber nun gut, ihren kleinen grünen Retter von ihnen zu trennen, ist ein guter Anfang. Die Zeit ist gekommen. Die Zeremonie ist nicht mehr weit. Und meine Zeit als rechtmäßiger Herrscher steht bevor. Bald wird der Grüne Ninja nicht mehr sein als eine Legende, ein Relikt einer vergangenen Ära.
Bald wird es nur noch mich und mein Reich geben.
Übersetzt von @Annaeru1 und @Taudir1
Admins des deutschen Ninjago Fan Wikis
Chapter 13
Deutsche Übersetzung
Lloyd ging auf und ab. Das Zimmer war klein, reichte aber für ihn selbst und Clancee. Er fühlte sich für die Schlange verantwortlich, und ihre Schicksale waren nun miteinander verbunden, ob zum Guten oder zum Schlechten. So sehr er auch mit seinen Gedanken allein sein wollte, fühlte er sich nicht sicher hier und war bereit, Clancee zu verteidigen, sollte es dazu kommen. Lloyd war froh, dass sie sich ein Zimmer teilten, so unangenehm es auch war.
Clancee lag auf einer dicken Matratze auf einem Bett, das aus dem Eis gehauen war. Ironischerweise dachte er ähnlich. Er wollte allein sein, aber wusste, dass es so sicherer war. Das Stück Papier, das er heimlich in seine Weste gesteckt hatte, wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen, und er wollte es unbedingt genauer in Augenschein nehmen. Es hatte ihn tief erschüttert. In den Worten, die auf den Fetzen geschrieben waren, lauerten Verderben und das Versprechen böser Dinge. Er hatte immer darauf bestanden, dass es wichtig sei, einen positiven Blick auf die Dinge zu haben, aber unter den aktuellen Umständen war das schwierig. Lloyds Auf- und Abgehen machte ihn unruhig und deshalb musste er einfach warten. Er entschloss sich, das Schweigen zu durchbrechen.
„Alssso, dasss ist wirklich nett! M-man fühlt die K-kälte kaum. Die Matratze ist weich und die Mu-mu-musik ist so-so beruhigend.“
Sofort wechselte Lloyd das Thema.
„Hast du ihre Augen bemerkt? Hat sich etwas an ihr falsch angefühlt? An Yana, meine ich?“
Clancee räusperte sich. „Meinst du, wie sie einen Frieden in sich zu haben schienen, der nur in Leuten zu finden ist, die ihrem Anführer vollständig glauben und vertrauen? Dass ist kein Zeichen von Zweifel, Reue oder Unsicherheit gab in den Worten, die sie sprach, oder der Art, wie sie sie sprach? Die Art, wie sie sich bewegte, als hätte ihr ganzes Sein nur einen einzigen Zweck, und ihr Gebaren, das von einer Leichtigkeit und Anmut war, wie sie nur eine Person besitzt, die ihren wahren Sinn gefunden hat und kein Verlangen danach, ein anderes Ziel zu verfolgen? Ein Wesen, das wahrlich erfüllt ist!“
Lloyd blieb wie angewurzelt stehen. Nicht nur aufgrund der schieren Länge von Clancees Monolog, sondern auch aufgrund des vollständigen Fehlens seines Stotterns und der augenscheinlich tiefen Einsicht in die Gedanken einer Person, die er gerade erst getroffen hatte. Lloyd hatte es nicht geschafft, es sich selbst klar zu machen, aber was Clancee gerade gesagt hatte, klang wahr und bereitete ihm Kopfzerbrechen. Eigentlich hatte er gedacht, dass er den Großteil von Clancees Persönlichkeit verstanden hatte. Clancee war dem treu ergeben, woran sein Herz hing, daher war es nur natürlich, dass er Verständnis für jene hatte, die einem anderen treu folgten. Aber da war noch etwas an Yana, das darüber hinaus zu gehen schien.
„Glaubst du, dass sie aus eigenem, freiem Willen hier ist, Clancee? Etwas an ihren Augen …“
Lloyds Gedanken gingen zurück zu seiner Begegnung mit den Hypnokobras vor so vielen Jahren. Es hieß, Augen seien ein Fenster zur Seele, und er erinnerte sich deutlich daran, dass er in den Augen derer, die unter ihren hypnotischen Blick gefallen waren, unterdrückte Seelen gesehen hatte. Sein Onkel hatte ihm sogar davon erzählt, wie der Meister der Erde sich in einer entscheidenden Schlacht während der Schlangenkriege gegen die Elementarmeister gewendet hatte. Er wusste, wie der Dampf des ätzenden Gifts der Giftnattern die Realität verändern konnte. Er fragte sich, wie viel Clancee über solche Dinge wusste. Und dennoch war das hier anders. Es schien mehr, als sei sie verzaubert, verführt von einem Wesen von höherer Einsicht … oder etwas dieser Art.
„I-i-ich fand sie wirklich hübsch. Und ich mochte die Art, wie sie Holzi angeschaut hat. A-aber du hast recht. Man sieht selten solche Augen. Es schien, als ve-ve-ve-versuchten sie, dir alles zu erzählen, aber wären gezwungen, nichts zu verraten.“ Lloyd dachte einen Augenblick darüber nach und fasste dann zusammen, was er wusste: Sie waren Fremde an einem fremden Ort. Leute, die sich verzweifelt an einer Hoffnung festhielten kamen hierher, und was sie fanden, war etwas, das eine voll funktionsfähige Gesellschaft innerhalb von Ninjagos höchstem Berg zu sein schien … Und zufällig war es auch noch der Tempel früherer Meister des Eises. Er hatte in seinem kurzen Leben genug merkwürdige Dinge gesehen, um auf der Hut zu sein und mit dem Schlimmsten zu rechnen. Er wusste, was er zu tun hatte.
„Clancee … Wir müssen uns diesen Ort genauer ansehen. Und wir müssen es jetzt tun. Wenn hier irgendetwas Seltsames vor sich geht, müssen wir es wissen, damit wir auf der Hut und vorbereitet sind.“
Clancees Gedanken überschlugen sich. Er hatte nicht gewollt, dass Lloyd sich hier unsicher fühlte, aber die Entschlossenheit seiner Worte hatte dafür gesorgt, dass auch Clancees Gedanken düsterer wurden … Und dann war da noch dieser kleine Fetzen Papier, der sich immer wieder in seine Gedanken schlich. Zum Glück schien Lloyd seine Unsicherheit zu bemerken und traf eine Entscheidung, sodass Clancee es nicht tun musste.
„Du bleibst hier … Ich schleiche mich raus und schau mir die Sache an. Sieh aber zu, dass du weiter Geräusche machst. Vielleicht sehen sie nach uns, und deswegen müssen wir so tun, als ob wir beide noch im Zimmer wären.“
Clancee war hin- und hergerissen. Er wollte nicht von seinem neuen Freund getrennt werden, aber er wusste auch, dass einer von ihnen ein ausgebildeter Ninja war und er selbst nicht.
„D-d-dann werde ich einfach mit Holzi reden!“, sagte Clancee und drehte sein Holzbein im Kreis. „Wir haben in den letzten Tagen v-v-viel gesehen und kaum miteinander gesprochen. A-a-aber sei bitte vorsichtig, Meister Lloyd!“
Lloyd nickte und schlüpfte zur Tür hinaus. Er musste lächeln, als er die dumpfe Stimme Clancees hörte, als dieser sein eingebildetes Gespräch mit sich selbst begann … oder mit Holzi. Wie auch immer!
Irgendwie war es jetzt dunkler. Nicht vollständig dunkel. Immer noch wurde Licht von spiegelnden Oberflächen zurückgeworfen und strömte vorbei an den Brücken aus Eis, die die Wohnungen dieses seltsamen Dorfes verbanden. Immer noch spielte Musik, aber sie war jetzt viel weniger eindrucksvoll, beinahe wie ein Schlaflied, das dafür sorgen sollte, dass sich ein Kind sicher und geborgen fühlte. Der Klang von Glöckchen und sanften Saiten hallte von den Wänden wider, und Lloyd fühlte sich entspannter. Vielleicht war dieser Ort in Ordnung und die vielen schlechten Erfahrungen hatten ihn abgestumpft und unempfänglich für Wunder und Freude gemacht. Unwillkürlich wanderten seine Gedanken zu Harumi, aber von Schmerz erfüllt verbannte er das Bild aus seinem Kopf.
Er durfte jetzt nicht zulassen, dass seine Gedanken getrübt wurden. Entweder war dieser Ort in Ordnung oder er war es nicht. Das musste er selbst herausfinden.
„J-ja! Die Matratze ist sehr weich, Holz- ich meine Lloyd!“
Clancee fand es hart, den Mummenschanz aufrecht zu erhalten. Es fühlte sich nicht richtig an, Holzi nicht beim Namen zu nennen, und die Ideen gingen ihm schnell aus. Aber er machte weiter. Er hatte Lloyd ein Versprechen gegeben. Er dachte sich ein neues Thema aus.
„Natürlich! Natürlich mag ich Ge-ge-gedichte! Tatsächlich hab ich vor Kurzem erst selbst eines geschrieben. Ja, ich habe es hier. Lass mich es dir zeigen.“
Er setzte sich auf die Bettkante, fasste mit zitternden Händen in seine Weste und zog das gefaltete Papier heraus. Er entfaltete es und musste schlucken. Es war Zeit, einen erneuten Blick darauf zu werfen …
Ein Klopfen an der Tür und eine sanfte Stimme hielten ihn zurück. Mit einem lauten Heulen fiel er um. Er hörte Yanas Stimme.
„Grüner Retter Lloyd und Pirat Clancee, geht es euch gut da drinnen? Ich habe euch etwas warmen Tee und Süßigkeiten gebracht. Eine kleine Aufmerksamkeit vom Wunschmeister.“
Clancee sammelte sich, so schnell er konnte, steckte das Papier wieder in seine Weste und rannte zur Tür.
„Vi-vi-vielen Dank! I-i-ihr könnt es einfach draußen hinstellen. Meister Lloyd schläft tief und fest und ich w-w-will ihn nicht aufwecken.“
Nach einer gefühlten Ewigkeit reagierte Yana und Clancee hörte, wie ein Tablett vor der Tür abgestellt wurde. Er wartete, bis die Schritte verklungen waren, bevor er die Tür öffnete und das Tablett mit ins Zimmer nahm.
Er hoffte, dass er seine Sache gut gemacht hatte und dass Lloyd die seine noch besser machte. Er sah zu Holzi hinunter und fühlte sich weniger einsam.
Übersetzt von @Annaeru1 und @Taudir1
Admins des deutschen Ninjago Fan Wikis
Chapter 14
Deutsche Übersetzung
„Clancee, mein Junge …“ Das Echo dieser Worte, das zwischen den himmlischen Glockenklängen des Dorfes hervorhallte, ließ Clancees Gefühl, dass er verfolgt wurde, noch stärker werden. Besonders jetzt, da Lloyd ihn verlassen hatte, um das Dorf zu erkunden. Dieses Gefühl wurde noch drängender, weil er nicht wusste, was passieren würde, wenn etwas schiefgehen sollte. Sein ehemaliger Kapitän Nadakhan hatte denen, die ihm Unrecht getan hatten, und seiner buntgemischten Crew stets gesagt, dass auf eine Aktion immer eine Reaktion folge – eine Warnung, ehe die, an welche sie gerichtet war, die Brutalität des Dschinn-Kapitäns erfahren mussten. Seitdem war es Clancees oberste Priorität gewesen, niemals aus der Reihe zu tanzen, seinen Kopf unten zu halten und gute Arbeit mit Moppi zu leisten, um jeden um ihn herum glücklich zu machen. Und doch verfolgte ihn stets eine dunkle Vorahnung von dem, was denen passierte, die das Gegenteil taten.
Lloyd war jetzt gerade einmal etwas über eine Stunde fort, doch diese Stunde wurde noch unerträglicher gemacht durch die endlosen Rufe, die an die Ohren der überwachsamen Schlange drangen. Was Clancee am tiefsten erschütterte, war die Stimme selbst. So sehr, dass er den Zusammenhang des Geflüsters vollständig verpasst hatte. Er wusste ganz genau, wer nach ihm rief. Es traf sich, dass es eines der wenigen Gesichter war, das zu finden er diesen ganzen Weg gekommen war, und die einzige Person in seinem Leben, die Clancee jemals als „mein Junge“ bezeichnet hatte. Während er versuchte, seine Gedanken und Gefühle der Verwirrung, der Verfolgung und der Aufregung wieder ins Gleichgewicht zu bringen, steckte er seine Hand einmal mehr in seine Weste, um das zarte gefaltete Papierstück zu betrachten, das seine Gedanken immer noch gefangen hielt. Sehr zu seinem Schrecken täuschten ihn seine Augen nicht. Die Schrift auf dem verknitterten Blatt stand im Zusammenhang mit der neuen Stimme, die die kurzen Augenblicke der Stille auf eine Weise erfüllte, die die Schlange für unmöglich gehalten hatte. Er konnte keinen Sinn in dem finden, was er sah, aber er wusste, dass seine Reise auf den Heulenden Berg nicht vergeblich sein würde, aber er wusste auch, dass er nichts erreichen würde, wenn er einfach nur tatenlos herumsaß und auf Lloyds Rückkehr wartete. Trotz seines Vertrauens in Lloyd und auf den Plan, den sein Gefährte geschmiedet hatte, wurde Clancee neugierig, selbst hinauszugehen und zu finden, wonach er so sehr suchte. Ganz wie es Clancees Art war, blickte er hinab auf sein treues Holzbein und dachte über die Frage nach, welche er aufgrund seiner Unsicherheit nicht selbst beantworten konnte.
„Was, meinst du, sollte Clancee tun, Holzi?“, fragte er. „Sollten wir auf Meister Lloyd warten oder sollten wir auf unseren ei-eigenen k-k-kleinen Raubzug gehen? Ich w-will meine Freunde ganz allein finden, um die alte Mannschaft sch-stolz zu m-machen! A-aber ich glaube nicht, dass … ich glaube nicht, dass Clancee stark genug ist, ganz allein loszuziehen …“ Als seine Zweifel und seine Unsicherheit ihn zu überwältigen drohten, setzte Clancee plötzlich ein Lächeln auf und sah Licht am Ende des immer länger werdenden Tunnels.
„Du hast recht, Holzi!“, rief er. „Clancee wird ein wenig T-t-tee trinken und sehen, wie er sich dann f-fühlt. Etwas Gutes zu t-trinken, hilft Clancee immer, k-klarer zu denken. Auf deine Hilfe kann ich mich i-immer verlassen, H-holzi. Darum bist du Clancees L-liebling.“
Ein klein wenig getröstet nahm die Schlange sich das Gebräu, das Yana ihm gebracht hatte und nippte langsam und vorsichtig daran, um ein solch himmlisches Getränk nicht durch Spritzer zu verschwenden. Als die Tasse leer und sein Bauch warm war, schloss Clancee kurz seine Augen und ließ seine Gedanken ziehen, um seine nächsten Schritte möglichst sorgfältig zu planen.
„Er ist hier, mein Meister. Der Grüne Ninja, Anführer der legendären Ninja von Ninjago, die vor langer Zeit die Ehre hatten, Eure Bekanntschaft zu machen. Ich habe ihn zu seinem Quartier gebracht, wie ihr es befohlen habt. Die Zeremonie wird vorbereitet und morgen bei Einbruch der Nacht beginnen können. Aber er war nicht allein. An seiner Seite war eine Schlange mit hellgrünen Schuppen und einer merkwürdigen Redeweise. Ich glaube, sie ist der, nach dem Ihr sucht. Der, von dem Eure treuen Wächter gesprochen haben. Er ist bis auf Weiteres beim jungen Garmadon untergebracht. Wie wollt Ihr weiter verfahren, mein gnädiger König?“
„Dein Wunsch ist mir Befehl …“ Clancee öffnete die Augen und setzte sich in seinem aus Eis geschnitzten Bett auf. Er war sich nicht sicher, ob es Yanas Gebräu oder einfach seine eigene Erinnerung an diesen Moment gewesen war, aber gerade hatte er noch einmal erlebt, wie er in Nadakhans Crew aufgenommen worden war, als wäre es in diesem Augenblick vor seinen Augen geschehen, so klar und lebhaft wie der Moment selbst. Clancee nahm sich kurz Zeit, um sich zu sammeln und zu entscheiden, was er als nächstes tun sollte. Er ballte die Faust und sah zu Holzi hinab, um ein Zeichen der Zustimmung zu bekommen.
„Entschuldigung, Meister Lloyd …“, flüsterte er beinahe unhörbar. Die Schlange verließ leise und vorsichtig ihr Zimmer, während sie ständig ihre Umgebung nach Wächtern und anderen Formen der Überwachung absuchte. Doch schnell bemerkte er, dass er einen großen Nachteil hatte, da seine unterdurchschnittliche Sehkraft ihm in der tiefen Schwärze um ihn keine große Hilfe war. Außer einigen wenigen schwach leuchtenden Fackeln, die über die Wohnungen des Dorfes verteilt waren, waren die einzige Lichtquelle die schwach erleuchteten Eisbrücken. Als er sich seinen Weg hinaus ins Dorf suchte, wurde das Flüstern, das ihn aus seinem Zimmer gelockt hatte, lauter und deutlicher. Stieß dieses Flüstern im Rest des Dorfes auf taube Ohren? Oder beschwor Clancee Stimmen aus der Vergangenheit herauf, um sich selbst anzutreiben? Nicht einmal er selbst war sich mittlerweile mehr sicher. Aber er kannte die Stimme, und es war eine, in die er über die Jahre immer mehr Vertrauen gesetzt hatte, und darum ging er immer weiter. Worauf er nicht vorbereitet war, war, dass die Stimme begann, ihn durch das dunkle Dorf zu führen, irgendwohin ganz in der Nähe.
„Näher, Clancee, mein Junge. Folge meiner Stimme …“
Clancee folgte der geisterhaften Präsenz weiter. Nachdem er ihr durch den Großteil des Dorfes gefolgt war, stieß die Schlange auf eine Treppe, die in einen dunklen, heruntergekommenen, kellerähnlichen Bereich führte. Er war voller Artefakte und Möbel, und Clancee suchte vorsichtig einen Weg um alle Hindernisse herum, entschlossen, nichts zu zerbrechen, das sein und Lloyds Schicksal besiegeln könnte. Das Flüstern wurde lauter und lauter, während Clancee sich seinen Weg durch den Raum suchte, und verstärkte sowohl seine Verfolgungswahn als auch die Wahrscheinlichkeit, dass er irgendetwas aus Versehen zerbrach. Nachdem er den Weg durch dieses endlose Labyrinth von Raum gefunden hatte, erreichte Clancee eine kleine Holztür am Ende des Kellers. Dort verstummte das Flüstern auf einmal. Stille erfüllte den ganzen Raum und ließ Clancees Verfolgungswahn und Furcht in ungeahnte Höhen schießen. Er wurde das Gefühl nicht los, dass das, wonach er suchte und wofür er einen so langen Weg zurückgelegt hatte, gleich hinter der verwitterten Tür lag. Noch einmal ballte Clancee die Faust, warf einen nervösen, aber trotzdem entschlossenen Blick auf Holzi und drückte die Tür auf. Vor ihm lag nichts, was er nicht schon tausend Mal in vergangenen Jahren über das Luftschiff des Unglücks verteilt gesehen hatte. Gold, Pokale, Juwelen, Artefakte unterschiedlichen Alters … All das gab der Schlange, die an Heimweh litt, ein Gefühl der Geborgenheit. Doch bei genauerem Hinsehen ragte ein bestimmtes Artefakt aus allen anderen heraus. Eines, das dafür sorgte, dass der Schlange das Herz in die Hose rutschte, und sie auf die Knie fallen ließ. All seine Befürchtungen waren gerade bestätigt worden. Er wusste, warum er hierher geführt worden war.
Vor ihm lag eine zerkratzte und beschädigte Teekanne. Eine mit einem geschwungenen Griff und einem krummen Schnabel. Eine, die einst seinen mächtigen Kapitän gefangen gehalten hatte … die Teekanne der Verbannung. Und dem ersten Eindruck nach glaubte Clancee, dass sie erneut benutzt worden war. Er glaubte, dass sein ehemaliger Kapitän Nadakhan freigelassen worden war und jetzt unter einem neuen Namen bekannt war: der Wunschmeister. Doch inmitten seiner Ungläubigkeit darüber, was vor ihm lag, fühlte die entsetzte Schlange den Lauf einer nur allzu bekannten Pistole an ihrem Hinterkopf.
Übersetzt von @Annaeru1 und @Taudir1
Admins des deutschen Ninjago Fan Wikis
Chapter 15
Deutsche Übersetzung
Es waren kaum Leute unterwegs. Dennoch ließ Lloyd in seiner Wachsamkeit nicht nach. Er schlich an einem fremden Ort herum, zu dem er auf eine Weise hingezogen war, von der er das Gefühl hatte, dass er sie nicht kontrollieren konnte. Er hatte auf Gerüchte und selbstsüchtiges Verlangen gehört. Das war eigentlich nicht seine Art, aber was geschehen war, war geschehen, und er musste das Geheimnis dieses Ortes ergründen. Er hoffte, dass in den Gerüchten Wahrheit steckte, und dass er vielleicht Trost finden konnte in dem, was der Wunschmeister ihm anzubieten hatte. Er spürte das Gewicht des Schwertes auf seinem Rücken und war sich nicht sicher, ob es vernünftig gewesen war, es mitzubringen. Nichts deutete darauf hin, dass etwas mit diesem Ort nicht stimmte, außer dem Gefühl einer großen Leere in seinem Magen … Und das merkwürdige Gefühl, dass Yanas seltsame blaue Augen irgendein Geheimnis bargen, das gelöst werden wollte.
Lloyd schlich sich in eine Nische und spähte um eine Ecke. Ein paar Leute drängten sich um einen merkwürdigen leuchtenden Kristall, als wäre er ein Lagerfeuer. Sie waren in ähnliche einfache Kleidung gehüllt wie Yana und in eine leise Unterhaltung vertieft. Eine Frau sang sanft zum Rhythmus der Musik.
Kurz erwog er, zu ihnen zu gehen, um ihnen ein paar Fragen zu stellen, aber er entschied sich, dass es klüger wäre, seine Erkundung des Ortes vorerst geheim zu halten, und ging einen Schritt zurück. Zumindest sahen sie zufrieden aus und es war klar, dass sie freiwillig hier waren.
Sein Blick wanderte an den Eisbrücken auf und ab. Erneut versetzte ihn die schiere Größe dieses Ortes in Erstaunen und ihm wurde bewusst, dass er es niemals schaffen würde, ihn in Gänze zu erkunden.
Er entschied sich, nach oben zu gehen. Wenn der Wunschmeister der Herrscher war, ob er nun gutmütig war oder nicht, dann war es am wahrscheinlichsten, dass er seinen Sitz ganz oben hatte. Natürlich nur, wenn diese Gesellschaft normaler Logik folgte. Lloyd war sich nicht sicher.
Er ging einige Brücken hinauf und versteckte sich ein paar Mal hinter Eissäulen, wenn er ein Geräusch hörte. Es fühlte sich blödsinnig an, weil das Eis durchsichtig war und die Brechung des Lichts seine Gestalt wahrscheinlich nur noch vergrößern würde. Es fühlte sich an, als arbeiteten seine Ninja-Instinkte gegen ihn, und sein Kopf schmerzte, als er versuchte herauszufinden, was er nun am besten tun sollte.
Die nächsten Ebenen weiter oben ähnelten denen darunter und sorgten dafür, dass er sich fragte, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Allerdings fand er in einigen Säulen wunderschöne Einritzungen, also befand er sich vielleicht auf dem richtigen Weg. Er duckte sich hinter eine weitere Säule, als er ein Murmeln hörte, und wieder fühlte er sich dumm. Zwei Personen gingen über eine Brücke über ihm, und auch wenn er ihre Unterhaltung nicht mithören konnte, konnte er trotz der Verzerrung durch das Eis sehen, dass ihre Kleidung reicher verziert war als die, die er an den Leuten in den unteren Ebenen gesehen hatte. Also gab es an diesem Ort eine Hierarchie! Es schenkte Lloyd ein wenig Trost, dass es hier etwas Bekanntes gab, dem er vertrauen konnte.
Er betrachtete die sorgfältig gearbeiteten Muster auf den Säulen genauer. Sie waren zugleich verwirrend und wunderschön. Und wieder sah es so aus, als sei viel Arbeit in sie geflossen, und als seien die oberen Ebenen einer höheren Klasse von Bewohnern vorbehalten.
Eine Bewegung in Lloyds Augenwinkel erregte seine Aufmerksamkeit. Es war Yana. Aufgrund ihrer einfachen Kleidung hatte er sie bereits als Dienerin niederen Ranges eingeordnet, und dennoch war sie hier oben. Sie ging über eine Brücke, die von seiner eigenen weg führte, aber sie war nicht mehr als zwölf Fuß entfernt. Lloyd wartete, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, und nahm all seinen Mut zusammen. Der Sprung war nicht so groß, aber die Oberfläche war rutschig. Es war gefährlich. Dennoch tat er es.
Er rannte bis zur Kante und nutzte sie, um sich abzustoßen. Er übersprang die kurze Distanz mit Leichtigkeit, aber als er landete, schlitterte er unkontrolliert nach vorne. Er hatte nur Sekundenbruchteile, um zu reagieren, doch seine Ninja-Instinkte und -Reflexe traten in Aktion und leisteten ihm gute Dienste. In einer schnellen Bewegung zog er das Schwert von seinem Rücken und rammte es in die eisige Oberfläche. Ein lautes Knacken ertönte, als das Eis zersplitterte, und ein Kreischen hallte durch das Innere des Berges. Lloyd drückte das Schwert tiefer ins Eis und kam endlich zum Stehen. Doch nun hing er über der Kante. Er blickte nach unten. Hunderte von Metern unter ihm vermischten sich die Einzelheiten der Architektur zu einem schwindelerregenden Wirrwarr aus Eis. Schnell zog er sich nach oben und rollte sich in eine kleine Schneewehe, die ihm Schutz bot. Von dort aus konnte er mehrere Menschen aus Nischen treten sehen. Er hielt den Atem an und blieb ganz still liegen. Nach kurzer Zeit zogen sie sich dorthin zurück, wo sie hergekommen waren, und widmeten sich wieder dem, was sie gerade getan hatten. Lloyd seufzte erleichtert und blickte dorthin, wo Yana verschwunden war.
Nichts entgeht mir. Ich habe vielleicht nicht mehr dieselbe Sehkraft wie früher, aber meine anderen Sinne und mein Wissen über diesen Ort sind schärfer denn je. Das laute Knacken war ein Zeichen, dass der Grüne zu mir kommen wird … Und ich heiße ihn willkommen. Er hat keine Ahnung, in was für eine Sache er gerade hineingerät. Und ich kann es gar nicht erwarten, es ihn wissen zu lassen. Ich habe Vorbereitungen für seine Ankunft getroffen. Ich habe mit meinem eigenen Körper die Schrecken gespürt, deren Zeuge er werden wird … und die er erdulden wird, wenn er nicht tut, was ich wünsche. Ich bin der Wunschmeister, und wenn ich nicht bekomme, was ich will, muss man bezahlen.
Nach einiger Zeit erhob sich Lloyd und klopfte sich den kalten Schnee von seiner Kleidung. Er wusste, dass er Glück gehabt hatte, und das auf mehr als eine Art, aber er schüttelte das Gefühl der Furcht vor dieser Nahtod-Erfahrung ab. Es war ja nicht so, als hätte er nicht schon dutzende gehabt. Er steckte sein Schwert in die Scheide und ging weiter voran, dieses Mal mit neu gefundener Vorsicht und Respekt vor dem Eis unter seinen Füßen.
Yana kämmte ihr langes dunkles Haar vor einem glattpolierten Eiskristall, der ihr als Spiegel diente, und ließ Lloyd erneut in diese rätselhaften blauen Augen blicken. Er konnte nicht anders, als Bewunderung zu empfinden. Sie war wunderschön, so viel war klar.
Eine weitere, merkwürdige Mischung aus Schmerz, Scham und Reue traf ihn wie eine Faust gegen die Brust, als er Bilder einer wunderschönen, grün gekleideten Prinzessin sah, die weiße Schminke von ihrem Gesicht entfernte. Das war falsch! Was auch immer er hier tat, es war falsch! Es hatte ihn beinahe sein Leben gekostet, und außerdem fühlte er sich jetzt selbst ein wenig wie ein Spanner. Er wusste nicht, was schlimmer war, aber zumindest konnte er etwas gegen Letzteres unternehmen.
Er zog sich zurück und entschied sich, zu Clancee zurückzukehren. Er hatte so viel erfahren, wie er im Augenblick konnte, und er musste ausgeruht sein für das, was ihn morgen erwarten würde.
Doch dann hörte er, dass über ihm Aufregung herrschte. Eine kleine Gruppe Menschen ging in einem merkwürdigen Rhythmus. Fast, als gingen sie los und hielten wieder an. Vorwärts und stopp. Er konnte aus dieser Entfernung wenig Einzelheiten erkennen, aber die Farben ihrer Kleidung passten nicht zusammen, denn jeder trug eine eigene Farbe.
Das war vielleicht die Spur, nach der er gesucht hatte. Geschwind eilte er einige Ebenen nach oben, doch dann bemerkte er, dass er sich im Versuch, sie einzuholen, zu sehr aus der Deckung gewagt hatte. Er lehnte sich nach vorne, um einen besseren Blick zu bekommen. Das hätte er nicht tun sollen. Seine Begierde, einen besseren Blick auf die Gruppe werfen zu können, hatte ihn betrogen. Er rutschte ab. Er schluckte einen stillen Schrei herunter. Und fiel.
Das Letzte, was Lloyd sah, war seine eigene verzerrte Spiegelung, die direkt auf ihn zuraste. Auf seinem Gesicht lag der Ausdruck tiefsten Schreckens und gewaltiger Panik. Dann wurde all das Weiß zu Schwarz.
Übersetzt von @Annaeru1 und @Taudir1
Admins des deutschen Ninjago Fan Wikis
Chapter 16
Deutsche Übersetzung
„Werde ich mich hieran erinnern?“
„Du wirst annehmen, es war ein Traum. Mit der Zeit wirst du es vergessen.“
„… bevor ich gehe … wie kann ich ihn retten?“
„HEILIGES SPINJITZU!“ Ein kräftiger, hoher Schrei erfüllte die kleine, aus Eis gehauene Hütte und hallte von den dunklen Wänden wider. Vollständig verloren in einem Wirbel aus Gedanken und Erinnerungen an Harumis Fall stieß Lloyd einen noch höheren Schrei des Schocks aus. Einen, der ihn aus dem aus Eis geschnitzten Bett warf und auf seinen Füßen landen ließ.
„Woah! Tut mir leid, dass ich dich erschreckt hab’, Grüni. Aber heißt es nicht, dass ihr Ninja immer so wachsam und hyperaufmerksam und so seid?“
Vor Lloyd stand eine junge Frau mit leuchtendem Gesicht, einem verschmitzten Lächeln und langem, silbernem Haar, die augenscheinlich einen eigenen Ninja-Anzug trug. Ihr breites Lächeln stand im krassen Gegensatz zu Lloyds gegenwärtigen Zustand. Ihre Persönlichkeit erinnerte ihn wage an seinen stotternden Reisegefährten.
„Man, ich kann nicht glauben, dass du tatsächlich noch lebst … WACH BIST! Ich meinte, dass du wach bist. Du sahst ziemlich übel aus, als wir dich halbtot auf der Brücke fanden. Du hattest Glück, dass wir dich so schnell gefunden haben! Sieht so aus, als würde ich Yuuki einen Fünfer schulden!“
Überzeugt, dass seine neue Bekanntschaft nicht ein einziges Mal geatmet hatte, blieb Lloyd einfach still stehen und versuchte, sich von den Decken und Verbänden zu befreien, die ihn, wie er erkannte, umhüllten.
„Junge, die siehst aus wie ein Boogie-Woogie-Bär, der seinen Groove verloren hat. Komm, lass mich dir damit helfen.“
„Sehr gut, Yana. Du hast meine bescheidenen Erwartungen wieder und wieder übertroffen. Meine bevorstehende Herrschaft rückt immer näher, aber meine Geduld lässt nach. Ich hätte gehofft, der Junge würde seinen Weg zu meiner Gnaden kinderleicht finden. Vielleicht habe ich zu viel Vertrauen in dieses Kind gesetzt? Dennoch, sobald er die Schwelle überquert und den einzigen Wunsch des Wunschmeisters gewährt, wird ein neues Zeitalter kommen. Das Zeitalter des Wunschmeisters.“
Wenige Minuten waren vergangen, seit Lloyd von seinen selbstverschuldeten Fesseln befreit worden war. Seine neue Bekannte hatte ihnen beiden eine Kanne Durian-Tee gekocht. Als eine aus Holz geschnitzte Tasse vor ihn gestellt wurde, verlor sich Lloyds Aufmerksamkeit im Kadmium-farbenen Gebräu, während seine Gedanken immer um seine stets wachsenden Sorgen um Clancee kreisten.
„Was ist los? Kein Tee-Liebhaber?“
Sofort kehrte Lloyd in die Gegenwart zurück, auch wenn er nicht einmal bemerkt hatte, dass er abwesend gewesen war.
„Mal schmeckt er mir, mal nicht“, antwortete er. „Manchmal träume ich von einer bizarren Rivalität, während ich ein Teegeschäft für meinen Onkel leite, und das nimmt mir die Lust.“
Eine unangenehme Stille trat ein, weil keiner von beiden einen Weg zur Unterhaltung zurückfand.
„Also, was ist deine Geschichte?“, fragte Lloyd schließlich.
„Nun, ich bin froh, dass du fragst!“, rief sie aufgeregt und stellte ihre Tasse auf den Tisch.
„Mein Name ist Pokee: Ninja im Training, allwissende Geografin und Linguistin und geschätztes Mitglied von Yogen Mura. Wir haben vor einiger Zeit unseren Weg zum alten Yogen hier gefunden, um den legendären Wunschmeister aufzuspüren. Als die ersten Gerüchte über ihn aufkamen, haben wir diesen anstrengenden Anstieg auf uns genommen in der Hoffnung, dass er meinen Wunsch Wirklichkeit werden lassen könnte! Ein bisschen wie diese … wie heißen sie gleich? Dschinn-Typen?“
Es war noch nie ein Geheimnis gewesen, dass jeder, der auf den Heulenden Berg stieg, einen tiefen Wunsch hatte, den er Wirklichkeit werden lassen wollte, und Lloyd war keine Ausnahme.
„Dein Wunsch?“, antwortete er, weil er wusste, dass es Pokee nicht so sehr widerstreben würde wie ihm, zu enthüllen, wonach sie so sehr strebte.
„Nun, um in meinem Training als Ninja voranzukommen und eines Tages vielleicht zu den Großen zu gehören, ist es mein Wunsch, der nächste Elementarmeister des Windes zu werden! Hin und wieder habe ich es schon geschafft, kleine Windböen durch die Gegend zu werfen, als wäre die Kraft zu einem gewissen Grad schon da. Ich hoffe nur, dass der Wunschmeister mir helfen kann zu zeigen, dass es nichts ist, wovor man sich fürchten müsste … Die Leute neigen dazu, sich vor dem Wind zu fürchten nach dem Fall dieser Stadt Stiix. Glaubst du, es ist wirklich möglich, so einen Wunsch zu erfüllen? Nicht, dass es wichtig wäre, der Wunschmeister kann alles! Ich habe gehört, dass er …“
Pokees Stimme verklang im Nichts, als Lloyd das Herz in die Hose rutschte. Die Alpträume von der Zeit, als Morro von ihm Besitz ergriffen hatte, überfluteten seine Gedanken mit einem Mal, begleitet nur von vereinzelten Gedanken an den Versuch, in einem solch unwahrscheinlichen Szenario einen Sinn zu erkennen.
Ist diese Pokee irgendwie mit Morro verwandt? Der Gedanke hallte in Lloyds Kopf wider. Oder … kann der Wunschmeister tatsächlich Elementarkräfte auf jemanden übertragen, der nicht von einem Meister abstammt? Mit einer solchen Kraft …
„HEY!“, rief Pokee plötzlich. „Bist du noch bei mir, Grüni? Oder sprichst du mit jemand anderem, wie als du draußen in der Kälte warst? Ich meine, ich rede die ganze Zeit mit meinem Freund, mit dem ich mir meinen Körper teile, aber es gibt für alles eine richtige Zeit und einen richtigen Ort.“
Als wäre es zur Gewohnheit geworden, hatte Pokee erneut Lloyds Aufmerksamkeit erregt. Als wäre eine Flamme unter ihm entzündet worden und als hätte sich eine neue Motivation enthüllt, setzte Lloyd sich im glitzernden Bett auf, stakste hinüber zu seinen hübsch zusammengelegten Habseligkeiten und zog seinen dunkelgrünen Umhang an.
„Langsam, Grüni!“, protestierte Pokee. „Du kannst dich nicht einfach wieder in die Gefahr stürzen. Deine Wunden haben immer noch eine ganze Menge Heilung vor sich.“
Doch ihre Worte stießen mehr oder weniger auf taube Ohren, denn Lloyd war beinahe schon durch die gezackte Tür der Unterkunft hinaus.
„Tut mir leid, Pokee“, antwortete er sogleich, „aber ich kann es mir nicht leisten, noch mehr Zeit zu verlieren. Ich bin sehr dankbar für deine Gastfreundschaft und alles, wirklich, aber bevor ich durch meine Unvorsichtigkeit gefallen bin, habe ich gesehen, wie ein Verbündeter von mir gegen seinen Willen irgendwo hin gebracht wurde, und ich kann nur raten, wohin er gebracht wird.“ Als wäre Pokee plötzlich etwas klar geworden, erhob sie sich blitzschnell von dem kleinen, hölzernen Stuhl, der neben dem Eisbett stand.
„Sag mir nicht …“, antwortete sie, „… dass du alleine versuchst, zum Wunschmeister zu kommen?“
Ein kurzes Schweigen trat ein und Lloyd war schon bereit gewesen, fortzugehen, doch nun zögerte er plötzlich, da aus Pokees schnippischer Art plötzlich Besorgnis geworden war. „Ich habe keine Wahl, ich muss Clan…“, begann Lloyd zu antworten, ehe er von Pokees besorgter Stimme unterbrochen wurde.
„NEIN! Das kannst du nicht!“, rief sie und brachte Lloyd dazu, sich sogleich umzudrehen und sie anzusehen.
„Ich kann es nicht? Warum nicht?“, fragte er. Spannung erfüllte die Luft im winzigen Zimmer.
„So läuft das hier im kleinen Yogen Mura nicht, es ist gefährlich!“, antwortete sie panisch. „Wenn sie dich finden … E-es ist nicht wichtig, leg dich einfach wieder hin und ruh dich weiter aus, ich werde dich all unseren freundlichen Bewohnern vorstellen! Oh, du wirst sie lieben! Da gibt es Rain und Zoro und Wavern und …“ Schnell unterbrach Lloyd sie, beunruhigt von Pokees plötzlichen Warnungen.
„Pokee, was meinst du mit ,so läuft das hier nicht‘? Wer ist es, vor dem du solche Angst hast, ihm nicht zu gehorchen?“
Als wäre es abgesprochen gewesen, spürte Lloyd plötzlich einen leichten Druck an seinem Hinterkopf. Ein Kreis, und dann ein hörbares Klicken. Ohne auch nur irgendetwas gesehen zu haben, wusste Lloyd genau, wer ihn in seiner Unaufmerksamkeit erwischt hatte. Als auf Pokees ganzem Gesicht Furcht zu sehen war, wusste Lloyd, dass das Einzige, was er jetzt tun konnte, war, seine goldene Klinge fallen zu lassen und langsam seine Hände zu heben.
„Grüni …?“, sagte sie zitternd.
„Ist schon okay, keine Sorge“, antwortete Lloyd ruhig, bevor er sich an die Pistole wandte, die gegen seinen Hinterkopf gedrückt wurde.
„Lang nicht gesehen, Flintlocke. Dann hat sich also die ganze Crew nicht an unsere Abmachung auf der Dunklen Insel gehalten?“
„Hab vieles durchgemacht seit unserem letzten Treffen, hab seitdem ein ganz neues Ziel. Wenn du jetzt so freundlich wärst, der Wunschmeister würde dich gerne von Angesicht zu Angesicht sehen …“
Übersetzt von @Annaeru1 und @Taudir1
Admins des deutschen Ninjago Fan Wikis